Inverto AG veröffentlicht Studie zum Rohstoffmanagement 2013

Unternehmen wiegen sich beim Rohstoffeinkauf in Sicherheit
Nachholbedarf vor allem beim Risikomanagement und bei der Vernetzung der beteiligten Abteilungen

Inverto AG veröffentlicht Studie zum Rohstoffmanagement 2013

Köln, 10. September 2013. Rohstoffkosten sind nach wie vor wichtig, bereiten den Unternehmen aber weniger Sorgen als in den Jahren zuvor. So rechnen 70 Prozent der Unternehmen für die nächsten eineinhalb Jahre nur mit einem moderaten Anstieg der Kosten. 10 Prozent sind sogar der Meinung, dass die Rohstoffkosten leicht oder stark sinken. Dies sind die Kernergebnisse der von der Unternehmensberatung Inverto bereits zum vierten Mal durchgeführten Studie zum Status Quo des Rohstoffmanagements. Die branchenübergreifende Studie zeigt zudem, dass die Einkäufer aktuelle Geschehnisse auf den Rohstoffmärkten kennen. „Die Unternehmen verfolgen die Märkte und Entwicklungen bei Rohstoffen genau. Meist ergreifen sie allerdings nur kurzfristige Maßnahmen und leiten keine Zukunftsprognosen hieraus ab“, kommentiert Jens Kiebler, Leiter des Competence Centers Raw Materials bei Inverto. Inverto-Vorstand Markus Bergauer ergänzt: „Die Anforderungen an die Einkäufer steigen stetig und in vielen Fällen fehlt das Know-how langfristige Maßnahmen wie Wertanalysen durchzuführen.“

Bedeutung der Rohstoffkosten wird weniger wahrgenommen
Rohstoffkosten haben einen signifikanten Anteil am Einkaufsvolumen. So beträgt bei über 70 Prozent der Unternehmen der Rohstoffanteil am gesamten jährlichen Einkaufsvolumen mehr als ein Drittel. Der Einfluss der Rohstoffkosten auf das Unternehmensergebnis nimmt in der Wahrnehmung der Firmen aber immer mehr ab. Während im Jahr 2011 noch über 90 Prozent angaben, dass die Rohstoffkosten einen maßgeblichen Einfluss auf das Unternehmensergebnis hätten, sagen dies in diesem Jahr nur noch knapp über 70 Prozent der Befragten. Im letzten Jahr waren es immerhin noch 83 Prozent. Knapp die Hälfte der Teilnehmer nannte den erhöhten Wettbewerb als wichtigen externen Einflussfaktor auf das Unternehmensergebnis, 33 Prozent den Absatzrückgang – Tendenz steigend. „Dies ist ein weiterer Grund dafür, dass das Rohstoffmanagement auf der Agenda der Unternehmen nicht mehr ganz oben steht“, erläutert Vorstand Markus Bergauer.

Versorgung scheint gesichert – Fokus verschiebt sich
Im Vergleich mit den Vorjahren geht allgemein die Angst vor Versorgungsengpässen zurück. So befürchten in diesem Jahr weniger Unternehmen, dass es bei Strom zu Versorgungsengpässen kommen könnte (von 26 auf 5 Prozent). Genauso sieht es bei Energie (von 29 auf 17 Prozent) und den Seltenen Erden (38 auf 26 Prozent) aus. Dagegen befürchten 2013 mehr Unternehmen als im vergangenen Jahr, dass es bei Chemikalien (von 14 auf 20 Prozent), Agrarrohstoffen tierischen Ursprungs (7 auf 12 Prozent) und Milchpulver (von 4 auf 11 Prozent) zu Engpässen kommt. Das Fazit des Rohstoff-Experten Jens Kiebler: „Die Seltenen Erden sind ein Dauerbrenner. Daneben sorgen immer wieder einzelne Rohstoffe kurzfristig für Verunsicherung. Hieran lässt sich der politische und mediale Einfluss auf das Rohstoffmanagement erkennen. So standen im letzten Jahr angesichts der gerade beschlossenen Energiewende vor allem Strom und Energie im Fokus. In diesem Jahr spielen Agrarrohstoffe und Milchpulver, das durch den Skandal in China knapp und auch medial sehr präsent ist, eine größere Rolle.“

Volatilität nicht mehr so stark im Fokus
Während die Volatilität der Rohstoffmärkte im letzten Jahr noch als wichtiger Einflussfaktor gesehen wurde, nimmt diese Bedeutung angesichts der derzeit stabileren Preislage auf den Rohstoffmärkten ebenfalls ab. Mehr als 69 Prozent der Befragten schätzen die Preisvolatilität als eher mäßig ein, mit starken Schwankungen rechnet nur ein Viertel der Teilnehmer. Doch die vermeintliche Sicherheit ist riskant und Risikomanagement daher unabdingbar.

Risikomanagement ist gefragt
Die Unternehmen haben die Relevanz des Risikomanagements bei den Rohstoffen bereits erkannt und auf die Agenda gesetzt, dies geben drei Viertel aller Befragten an. Dabei sind Informationen zu Rohstoffrisiken für fast 90 Prozent der Firmen wichtig bis sehr wichtig. Etwas mehr als die Hälfte haben laut Umfrage eindeutige Rollen und Zuständigkeiten für die Rohstoff-Risikoanalyse und 46 Prozent verfügen über ein standardisiertes Berichtswesen bzw. ein internes Kontrollsystem. Die Einkaufsberater von Inverto sehen hier zusätzlichen Bedarf: Denn in nur bei einem Viertel der befragten Unternehmen treffen sich die Verantwortlichen regelmäßig zu einem Jour Fixe und lediglich 21 Prozent haben ihre Standard-Prozesse schriftlich dokumentiert. Rohstoffexperte Jens Kiebler hält dies für nicht ausreichend und nicht systematisch genug. „Nötig sind regelmäßige Analysen, ein abteilungsübergreifendes Team mit klaren Zuständigkeiten und ein standardisiertes Berichtswesen. Dazu gehören auch klare Entscheidungsgrundlagen für alle Maßnahmen. Die Umfrageergebnisse lassen eher auf isolierte Pflichtübungen des Einkaufs schließen“, resümiert der Fachmann.

Die richtigen Maßnahmen für Rohstoffmanagement
Die Unternehmen glauben hingegen, die geeigneten Maßnahmen für das Rohstoffmanagement zu kennen und sind überzeugt, diese auch umzusetzen. Immerhin fühlen sich über zwei Drittel der befragten Teilnehmer mit diesen Maßnahmen ausreichend vorbereitet, um künftigen Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten entgegenzutreten. Aus Sicht der befragten Unternehmen sind die populärsten Maßnahmen: Optimierung der Rohstofflieferantenbasis (61 Prozent), Analyse der Supply Chain und Optimierung der Lagerbestände (57 Prozent), langfristige Preisfixierungen mit Lieferanten (47 Prozent), Projekte zur Materialsubstitution (46 Prozent) sowie Projekte zur Reduzierung des Materialeinsatzes (42 Prozent).

Dies erlebt Inverto-Berater Jens Kiebler in der Praxis größtenteils anders: „Der Einkauf führt meist zuerst die Maßnahmen aus, die er umsetzen kann. Diese Maßnahmen reichen allerdings oft nicht aus. Für die Durchführung anderer, bereichsübergreifender Maßnahmen besteht im Einkauf Qualifizierungsbedarf, damit dieser auf Augenhöhe mit den anderen Abteilungen zusammenarbeiten und das Projektmanagement übernehmen kann.“

Wertanalyse wird wichtiger
Die Wertanalyse (Value Analysis) etabliert sich in den Unternehmen. Immerhin fast die Hälfte der Unternehmen nutzt diesen Ansatz als strategisches Instrument des Rohstoffmanagements, um den Materialeinsatz auf Produktebene und damit die Rohstoffkosten aktiv zu senken. Mehr als 80 Prozent der Firmen erwarten zudem, dass die Wertanalyse einen höheren Ergebnisbeitrag erzielt als klassische Hebel wie Verhandlungen im Einkauf.

Auch hier gibt es aus Sicht der Einkaufsberater Nachholbedarf: Bei 68 Prozent der befragten Firmen ist allein der Einkauf für Wertanalysen zuständig, bei 26 Prozent die Produktentwicklung. Dazu Jens Kiebler: „In Wertanalysen fließen sowohl betriebswirtschaftliche als auch technische Faktoren ein. Daher sollten funktionsübergreifend alle Beteiligten mit einbezogen werden. Der Einkauf sollte hierbei die Rolle des Koordinators übernehmen.“ Laut der Rohstoffstudie geht aber nur ein Drittel der Teilnehmer so vor.

Gleiches gilt für das Thema Hedging: Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass der Einkauf für die Preisabsicherung der Rohstoffe verantwortlich ist, dem aber häufig das notwendige Know-how fehlt. Berater Jens Kiebler empfiehlt: „Die Einkaufsabteilungen sollten das Thema Hedging gemeinsam mit der Finanzabteilung und mit externen Partnern angehen.“

Fazit: Vorhandene Spielräume für die Zukunft nutzen
Die Unternehmen haben aktuell weniger Rohstoffengpässe und die Rohstoffpreise sind weitgehend stabil. Die Rohstoffmärkte sind jedoch zyklisch und volatil, Preisänderungen oft schwer vorherzusehen. „Unternehmen sollten daher die derzeit eher „ruhigeren“ Zeiten nutzen, um sich bestmöglich abzusichern, indem sie beispielsweise Festpreise vereinbaren“, empfiehlt Vorstand Markus Bergauer.

Jens Kiebler ergänzt: „Zudem sollten Unternehmen ihr Risikomanagement im Rohstoffeinkauf besser aufstellen. Maßnahmen wie Wertanalysen oder Hedging eignen sich fast immer und können zudem das Unternehmensergebnis erheblich steigern. Diese Maßnahmen sind insbesondere dann erfolgreich, wenn sie bereichsübergreifend gesteuert werden. Der Einkauf sollte hierbei als Koordinator auftreten, der die Abteilungen miteinander vernetzt und die möglichen Hebel aussteuert mit dem Ziel, Rohstoffe optimal beschaffen zu können.“ Vorstand Markus Bergauer fordert die Unternehmen zum Handeln auf: „Bevor die Rohstoffmärkte wieder unruhiger werden, sollte der Einkauf seine Hausaufgaben gemacht machen.“

Studiendesign
Die Unternehmensberatung Inverto befragte für die Rohstoffstudie im Sommer 2013 Entscheider unterschiedlicher Branchen (unter anderem Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie, Produzierendes Gewerbe, Chemie, Automotive, Maschinen- und Anlagenbau, Baugewerbe etc.) aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. An der Befragung nahmen insgesamt 76 Vorstände, Geschäftsführer und Einkaufsleiter teil. Die meisten Unternehmen hatten einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro jährlich.

Studie
Die Ergebnisse der Studie können per E-Mail über studien@inverto.de angefordert werden.

Die Inverto AG ist eine international tätige Unternehmensberatung, die ihre Kunden in allen Fragen des strategischen Einkaufs und des Supply Chain Managements unterstützt. Im Jahr 2012 erzielte Inverto 27 Millionen Euro Umsatz. Mit rund 120 Mitarbeitern in neun Niederlassungen weltweit sowie eigener e-Sourcing Technologie ist Inverto gemessen am Umsatz der führende unabhängige Spezialberater für Einkauf und Supply Chain Management in Europa. Zu den Kunden zählen marktführende Mittelständler, Konzerne aus Industrie und Handel sowie die weltweit größten Private Equity Unternehmen.

Kontakt
INVERTO AG
Ines Breuer
Lichtstraße 43 i
50825 Köln
+49-(0)221-485687-142
ibreuer@inverto.com
http://www.inverto.com

Pressekontakt:
Donner & Doria Public Relations GmbH
Peter Verclas
Gaisbergstr. 16
69115 Heidelberg
+49-(0)6221-58787-35
peter.verclas@donner-doria.de
http://www.donner-doria.de