Kommunikation ist wichtiger Erfolgsfaktor bei der Sanierung

Umfrage unter Insolvenzverwaltern

Hürth/Bonn, Oktober 2013. Die großen, auf Insolvenzverwaltung spezialisierten Kanzleien in Deutschland gehen davon aus, dass in naher Zukunft die Anzahl der Sanierungen unter Insolvenzschutz deutlich zunehmen wird. Damit diese Sanierungen erfolgreich sein können, fällt der Kommunikation ihrer Meinung nach eine zentrale Rolle zu. Das hat eine Befragung des „Deutschen Instituts für Angewandtes Insolvenzrecht“ (DIAI) und der Kommunikationsagentur „SSPKommunikation“ ergeben.

2012 wurde das Insolvenzrecht maßgeblich verändert. Nach dem „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) haben gefährdete Unternehmen die Möglichkeit, in eigener Regie unter Aufsicht eines Sachwalters unter einem Schutzschirm oder im Rahmen einer Eigenverwaltung zu sanieren. Dazu erhalten sie eine Reihe von Sanierungshilfen, Sonderregelungen und Privilegien. Ziel ist es, die Zahl der Liquidation von Unternehmen zu reduzieren, Arbeitsplätze zu erhalten und Geschäftsbeziehungen langfristig zu sichern. War der Insolvenzverwalter nach altem Recht vorrangig für die Verwertung und Befriedigung der Gläubigerinteressen zuständig, ist er nach neuem Recht notwendigerweise auch ein Sanierungsexperte, der den rechtlichen Spielraum im allseitigen Interesse nutzt.

Die Befragung zeigt, dass neben den betriebswirtschaftlichen und juristischen Kenntnissen die kommunikativen Fähigkeiten stärker gefordert werden. 90 Prozent der Teilnehmer gehen davon aus, dass die externe Kommunikation deutlich an Bedeutung gewinnt. Die meisten halten Kommunikation für einen überdurchschnittlich wichtigen Erfolgsfaktor: Auf die Frage, wie hoch der Anteil der Kommunikation an einer erfolgreichen Sanierung ist, nannten die Befragten einen Durchschnittswert von rund 70 Prozent. Ziele sind vor allem, einem Vertrauensverlust vorzubeugen (100%), zwischen allen Beteiligten einen Informationsgleichstand herzustellen (80%) und einen Imageverlust zu verhindern (66%).

Zum Zeitpunkt der Insolvenz hatten nur 10 Prozent der krisenbetroffenen Unternehmen in irgendeiner Weise mit Kunden kommuniziert, 60 Prozent hatten auch auf Kommunikation mit Mitarbeitern gänzlich verzichtet. Viele Sanierer reagieren auf diese Defizite und greifen auf externe Kommunikationsspezialisten zurück (66%). Nur 34 Prozent managen die Kommunikation mit der vorgefundenen Infrastruktur. SSP-Geschäftsführer Prof. Dr. Hans Scheurer: „Sanierung ist Vertrauenssache, darum ist Nullkommunikation kontraproduktiv. Kommunikation wird hier zum Wertschöpfungsfaktor – oder im worst case zum Geldvernichter.“

Die Befragung stützt eine Schätzung des DIAI, dass derzeit nur rund 10 Prozent der sanierungsfähigen Unternehmen tatsächlich nach dem Schutzschirmverfahren der ESUG saniert werden: Jährlich könnten dies ca. 3.000 bis 4.000 Unternehmen sein, zur Zeit sind es allerdings nur ungefähr 350. Rund 50 Prozent der befragten Kanzleien und Beratungsunternehmen haben seit 2012 nur bis zu zehn Sanierungen nach dem ESUG-Verfahren durchgeführt. 80 Prozent gehen aber davon aus, dass dieser Anteil deutlich zunehmen wird. DIAI-Vorstand Prof. Dr. Hans Haarmeyer: „Das neue Insolvenzrecht und seine Optionen setzen sich langsam bei uns durch. Unsere Befragung zeigt, dass die Fachleute den Stellenwert von Kommunikation erkannt haben.“

Die Befragung ging an insgesamt 40 größere Kanzleien und Beratungsunternehmen in Deutschland, die auf die Betreuung von Insolvenzen spezialisiert sind.

Weitere Informationen: SSPKommunikation // DIAI e.V.

Das Institut für angewandtes Insolvenzrecht, das vornehmlich aus Hochschulprofessoren besteht, war maßgeblich am Gesetzgebungsverfahren zum neuen Insolvenzrecht (ESUG) beteiligt. Neben der Politikberatung gibt das DIAI regelmäßig Unternehmern erste Ratschläge bei drohender Zahlungsunfähigkeit und vermittelt zertifizierte und speziell qualifizierte Sanierungsberater. Weitere Infos findet man unter: www.diai.org

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Deutsches Institut für angewandtes Insolvenzrecht e.V.
Prof. Dr. Haarmeyer
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