Fachkräftemangel im Mittelstand: Keine Besserung in Sicht

Drei von vier Unternehmen haben Schwierigkeiten, gute Mitarbeiter zu finden

Stuttgart. Für viele Mittelständler bleibt es weiterhin schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Besonders betroffen sind vor allem die Handwerksbetriebe im Land. Dies zeigt die aktuelle Umfrage zum Fachkräftemangel des Bundes der Selbständigen Baden-Württemberg e. V. (BDS).

Von den 700 Unternehmerinnen und Unternehmern, die der Selbstständigenverband im Rahmen seiner Konjunkturumfrage im Sommer 2014 zu diesem Thema befragt hat, gaben wie im Vorjahr 73 Prozent an, es sei für sie problematisch, qualifizierte Mitarbeiter zu finden (Grafik).

Der Fachkräftemangel trifft dabei auf eine hohe Nachfrage der Unternehmen nach Mitarbeitern. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl im vergangenen Jahr reduziert haben, lag mit elf Prozent deutlich unter der Zahl der Betriebe, deren Mitarbeiterzahl zugenommen hat (17 Prozent). Nur rund fünf Prozent der Befragten mussten dabei Mitarbeitern kündigen. Im kommenden Halbjahr wollen vier von fünf Betrieben die Mitarbeiterzahl konstant halten (78 Prozent). Jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) plant hingegen Neueinstellungen, während nur knapp acht Prozent der Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl reduzieren wollen.

Besonders betroffen von der Fachkräftemisere sind seit Jahren die Handwerksunternehmen im Land. Rund 85 Prozent dieser Betriebe geben an, Schwierigkeiten zu haben, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Deutlich geringer sind die Probleme bei Dienstleistern und freien Berufen (67 Prozent), im Einzelhandel (59 Prozent) sowie bei den Industriebetrieben (58 Prozent). Betrachtet man die verschiedenen Unternehmensgrößen, dann ist die Suche nach Fachkräften für die Unternehmen zwischen fünf und zehn Mitarbeitern mit 85 Prozent am problematischsten. Bei den größeren Unternehmen über 50 Mitarbeiter ist das Fachkräfteproblem nicht ganz so groß (72 Prozent).

„Der Fachkräftemangel ist zum ständigen Begleiter der Unternehmen geworden. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern“, kommentierte Verbandspräsident Günther Hieber die Ergebnisse der Umfrage. „Wir müssen weiterhin alles daran setzen, jeden verfügbaren Mitarbeiter in die Betriebe zu bringen“.

Wichtig ist daher aus Sicht des Verbandes, dass es beim Fachkräfteproblem nicht nur um akademisch ausgebildete Mitarbeiter geht. „Die Umfrage zeigt, dass die klassischen Ausbildungsberufe insbesondere im Handwerk wie Maler, Metzger, Bäcker oder Elektroinstallateure weiter gefragt sind. Wir müssen den jungen Menschen vermitteln, welche Chancen in einer Ausbildung stecken.“

Neben der dualen Ausbildung setzt der BDS auch auf mehr Weiterbildung in den Betrieben. Ob dazu allerdings das Bildungszeitgesetz, wie es derzeit in Baden-Württemberg geplant ist, der richtige Weg ist, bezweifelt der BDS-Präsident. „Wenn das Land die Weiterbildung der Mitarbeiter in den Betrieben befördern will, muss es die Unternehmen zum Verbündeten machen. Mit finanzieller Förderung oder steuerlichen Vorteilen ist hier sicher mehr zu erreichen als mit Zwang“, sagte der Fachanwalt für Steuerrecht. Dass die Betriebe politische Bildung oder andere ehrenamtliche Qualifizierung finanzieren sollen, hält man beim BDS für kompletten Unsinn. „Wer bezahlt, sollte auch darüber entscheiden, was sinnvoll ist und was nicht“, sagte Hieber.

Pressemitteilung mit weiteren Graphiken…

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