Deutschland als Opfer eines Krieges (Teil II)

Ein anderes, weitaus subtileres Mittel wäre aus chinesischer Sicht der Verkauf von US-Staatsanleihen. Die Regierung in Peking gilt als größter Gläubiger der USA und sitzt Schätzungen zufolge auf US-Bonds im Wert von mehr als einer Billion Dollar.

Sollte es in großem Ausmaß dazu kommen, so würde der Kurs der US-Anleihen womöglich durch das gestiegene Angebot gedrückt. Die Fed wird dann vermutlich versuchen, die auf den Markt geworfenen Anleihen aufzukaufen. Aber es dürfte schwierig werden, diese Massen an Staatsanleihen vom Markt zu nehmen. Folglich bekäme die Rendite der Anleihen Auftrieb, was auf den Wechselkurs eine ähnliche Wirkung haben könnte wie eine Zinsanhebung seitens der US-Notenbank.

Als ein weiteres Mittel hat sich die verbale Einflussnahme auf die Wechselkurse speziell in Zeiten von Twitter & Co erwiesen. Wie die meisten Akteure an den Finanzmärkten sind auch jene am Devisenmarkt höchst sensibel. Sie reagieren nicht nur auf Ereignisse, sondern allein schon darauf, dass sich Ereignisse ankündigen oder zu befürchten sind. Das können sich Politiker (speziell Trump) zunutze machen. Ob die Ankündigungen dann auch zur Realität werden oder nicht, ist dabei erst einmal unwichtig. Allein eine Ankündigung lässt bereits Maßnahmen im Hintergrund vermuten, und schon bewegt sich die Währung in die gewünschte Richtung.

Kollateralschäden werden billigend in Kauf genommen

Dass der Handelskrieg nicht nur die beiden Wirtschaftsgiganten China und die USA trifft, war absehbar. Die Auswirkung auf den DAX haben wir schon eingangs festgestellt. Aber auch die Schwellenländer sind betroffen. So hat z. B. der südafrikanische Rand seit Anfang August rund 7 Prozent gegenüber dem Dollar abgenommen, und der südkoreanische Won gab um mehr als 3 Prozent nach – nicht gerade eine gute Entwicklung, schließlich schieben beide Länder hohe Dollar-Auslandsschulden vor sich her.

Es werden Erinnerungen wach an die Währungskrisen vergangener Jahre, die einmal ausgebrochen schwer und nur unter großen Opfern wieder einzudämmen sind.

Deutschland – als Exportnation schwer getroffen

Nicht ohne Grund sind die volkswirtschaftlichen Indikatoren für die deutsche Wirtschaft so schlecht. Als Exportnation, die vom globalen Handel abhängig ist, sind wir mehr als alle anderen Nationen betroffen, zumal wir ja auch andere Probleme vor uns herschieben wie den drohenden „No-Deal-Brexit“, die Schuldenkrise, eine instabile Regierung in Italien, die neu aufgeflammte Diskussion um die schwarze Null usw.

Nicht umsonst haben die Beamten des Bundesarbeitsministeriums eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes für eine drohende Rezession als Gesetzesvorschlag vorgelegt.

Was haben wir uns immer für Sorgen gemacht, wenn chinesische Firmen in Deutschland auf Einkaufstour gingen. Wirtschaftsminister Peter Altmeier hat an Abwehrstrategien gearbeitet, um die deutsche Industrie zu schützen. Dabei waren die Investitionen der Chinesen sehr willkommen und retteten manches Unternehmen vor feindlichen Übernahmen bzw. vor Schlimmerem.

Und jetzt? Chinesische Investoren legen bei Firmenkäufen in Europa den Rückwärtsgang ein. Im ersten Halbjahr haben Unternehmen aus der Volksrepublik nur 2,4 Milliarden Dollar für Firmenkäufe und -beteiligungen in ganz Europa ausgegeben. Das ist ein Rückgang von mehr als 80 Prozent im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2018, wie die Zahlen von Ernst & Young zeigen. In Deutschland gab es demnach keine einzige größere Übernahme. Chinesische Firmen investierten gerade einmal die unbedeutende Summe von nur 505 Millionen Dollar in der Bundesrepublik. Braucht man dazu noch eine Abwehrstrategie, Herr Minister???

China und die USA sind gerade für die deutsche Wirtschaft extrem wichtig. Außerhalb der Eurozone war die Volksrepublik zuletzt der größte Lieferant und der zweitgrößte Absatzmarkt der hiesigen Wirtschaft nach den USA. So importierte Deutschland von Januar bis Mai Waren im Wert von 44 Milliarden Euro aus China. Nach dem Yuan-Sturz sind diese günstiger. Aber zugleich lieferten die heimischen Unternehmen Waren für 40 Milliarden Euro nach China, die dort durch den neuen Wechselkurs teurer werden.

Dass die deutschen Hauptexportmärkte China und die USA nicht mehr sicher sind, ist bekannt. Die USA mit ihren direkten Sanktionsdrohungen gegenüber China, aber auch getroffen von den indirekten Sanktionen, die das Weiße Haus den Ländern androht, die die Sanktionen gegenüber China unterlaufen, versetzen die deutschen Firmenlenker in Panik.

Darunter leidet der Welthandel schon heftig, und jetzt kommt auch noch die Auseinandersetzung um die Währung dazu. Gut, man kann die Ex- und Importe natürlich währungstechnisch am Terminmarkt absichern, aber auch das kostet wieder viel zusätzliches Geld, welches die Unternehmen zwingt, die Kosten dafür höher anzusetzen.

Fazit

Dass Handels- und Währungskriege leicht zu gewinnen sind, glaubt nicht einmal mehr Präsident Trump. Fast kleinlaut setzte er die großspurig verkündeten Zollerhöhungen wieder einmal bis zum Dezember aus. Die Yuan-Abwertung hat die amerikanische Wirtschaft zu sehr geschockt. Man dachte, den Sieg schon in der Tasche zu haben. Wir sollten uns in Europa und speziell in Deutschland also auf weitere Überraschungen vorbereiten.

Die USA haben ihren Zenit überschritten, wollen sich als dominante Weltmacht jedoch noch so lange wie möglich halten. China gehört zweifelsohne die Zukunft. Als Investoren dürfen wir das nicht ignorieren, ein Umdenken muss stattfinden. Wer zu spät kommt, … Über die Geschwindigkeit des Übergangs streiten sich die USA und China aktuell noch, und das schon seit mehr als 20 Jahren im Hintergrund. Trumps zweifelhafter Verdienst ist es lediglich, dass er den Konflikt hat eskalieren lassen und ihn sichtbar in die Medien geholt hat. Die Märkte haben entsprechend reagiert und die Börsen auf Talfahrt geschickt.

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